Gerade sind mal wieder die neuesten Zahlen von game.de in der Redaktion eingetrudelt. Wenn man diesen durch die GfK ermittelten Zahlen glauben darf, dann spielen mehr als 18 Millionen Deutsche auf Smartphones, gegenüber dem Vorjahr sind auf Spielekonsolen etwa 700.000 Gamer hinzugekommen und der deutsche Games-Markt ist auf 4,4 Milliarden Euro angewachsen. Wäre es nicht schön, der klassische Spielwarenmarkt wäre so groß? Denn der lag 2018 bei etwa 3.3 Milliarden. Und by the way, Wachstum im Spielwarenmarkt. Rechnet man die Preiserhöhungen durch die Hersteller raus und nimmt dann noch die Inflationsquote mit in die Rechnung hinein, so kann von einem Wachstum keine Rede mehr sein. Nein, vermutlich stagniert bis schrumpft der Markt dann sogar.
Aber das soll heute nicht das Thema sein. Viel mehr, wäre es nicht schön, der Spielwarenmarkt wäre 7,7 Milliarden Euro groß? Und warum ist er das nicht? Wegen der unsäglichen Trennung von Spielwaren und Games. Wegen jener grandiosen Fehleinschätzung, die Mitte der 1980er zur Trennung des Spielwaren- und des Games-Marktes geführt hat.
Und dabei waren nicht etwa die Games der Treiber, sondern es war die klassische Spielware, deren damaligen Protagonisten die Gamesbranche ganz einfach nicht fein genug war. Zu wenig pädagogisch und ein klein wenig suspekt. Gamer, diese ungewaschenen Freaks, die irgendwo im Keller bei Mama und Papa gewaltverherrlichenden Unsäglichkeiten fröhnten. Ich kann mich noch sehr gut an diese Diskussionen erinnern. Professoren und selbsternannte Experten wurden bemüht um diesem unheiligen Treiben ein Ende zu setzen.
Und heute? Der Games-Markt hat den Spielwarenmarkt längst überholt. Und er ist ein Markt für alle Bevölkerungsschichten und alle Altersgruppen. Von wegen sinkendes Spielalter. In Deutschland wird derzeit andauernd und überall gespielt, dass die Heide wackelt. Nur eben nicht (nur) in der klassischen Form, wie es die Vertreter der reinen Lehre immer gerne gehabt hätten, sondern digital auf Smartphone und Co.. Und zwar bis ins hohe Erwachsenenalter.
Wenn also heute beklagt wird, dass wir in der klassischen Spielware die Mädchen sehr früh und die Jungs etwas später verlieren, dann liegt das nicht an den Jungs und Mädchen. Denn nicht die sind uns weggelaufen, sondern eine ganze Branche ist ihren Kunden weggelaufen durch die Ablehnung neuer Technologien und eine historische Fehleinschätzung zukünftigen Konsumentenverhaltens. Wer jetzt gerade an die Autoindustrie denkt, upps, sorry.
Alles verloren also? Keineswegs. Zum einem machen viele in der Branche einen erstklassigen Job. Zum anderen kann, muss und wird auch zusammenwachsen, was zusammen gehört. Am Ende werden beide Branchen voneinander profitieren. Bis es aber soweit ist, ist noch viel Kreativität und Weitsicht gefragt. Aber da mache ich mir keine Sorgen.
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