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Peter Hollo: Die Ruhe vor dem Sturm

Es ist jedes Jahr das gleiche. Wenn die große Schlacht im Weihnachtsgeschäft geschlagen ist, die Weihnachtsfeiertage hinter uns und die Spielwarenmesse in Nürnberg vor uns liegt, dann herrscht Ruhe in der Branche. Für 14 Tage scheint die Branche den Atem anzuhalten. Und ich denke, das ist ganz gut so.

 

Die einen von uns reisen nach Hongkong, um dort festzustellen, dass man alles/vieles/ziemlich viel auch hätte in Deutschland erledigen können. Auf der Messe dort, im fernen Osten nichts neues. Hunderte von ewiggleichen Messeboxen mit sich ständig wiederholenden Produkten tun erfahrenen Einkäufern schon fast in den Augen weh. Und wieder schwört man sich, da gehe ich nicht mehr hin. Und wieder wird man dabei sein ...im nächsten Jahr. Eines der vielen skurrilen Rituale, die sich die Branche jedes Jahr leistet. Wer jetzt nicht in einem der zahlreichen Showrooms eine Erfolgserlebnis hat, der macht sich schon finstere Gedanken, wie er das nächstes Jahr seinem Unternehmen erklären soll. Und plötzlich meldet sich das Gewissen, ist das vielleicht nichts anderes als Messetourismus? Nä! Selbstverständlich nicht.

 

Und auf Vertriebsseite ist es auch nicht anders. Da reisen deutsche Vertriebsteams für teures Geld um die halbe Welt um deutschen Einkäuferinnen und Einkäufern in Hongkong die Neuheiten für Deutschland zu präsentieren. Die Frage drängt sich auf, ist das wirklich ökonomisch? Die einen sagen so, die anderen so. Aber wirklich vielen kommt der Verdacht, dass da etwas überdenkenswürdig ist.

 

Klar kann man alles durch internationale Meetings schönreden, aber ginge das nicht online mindestens genauso gut? Müssen dafür hunderte von Personen per Flugzeug mehrfach um den Globus geschickt werden? Ohne mir jetzt Gretas Zöpfe überzuziehen, mache ich mir schon Gedanken ob das die Nachhaltigkeit und Achtsamkeit ist, von der wir hier gerade alle sprechen? Ganz abgesehen von der Zeitverschwendung durch Interkontinentalflüge und ganz erhebliche Kosten, die solche Dienstreisen verursachen. Um das klarzustellen, an dieser Stelle kein Flightshaming. Macht es Sinn zu fliegen, go ahead. Macht etwas anderes Sinn, warum nicht? Es geht nur darum mit liebgewonnen Gewohnheiten und Ritualen etwas reflektierter umzugehen. 

 

Ich bin mir sicher dafür gibt es Alternativen, die nicht nur in den Zeitgeist passen, sondern ökonomisch auch Sinn machen. Eigentlich wissen wir das doch schon alles. Dabei muss auch niemand zum Asketen werden oder sich gar alles verkneifen (was Spaß) macht ...und selbstverständlich steht nicht das gesamte Asienbusiness in Frage, das wäre Schwachsinn. Allerdings, jeder soviel er kann. Eine (R)evolution der kleinen Schritte. Ohne Shaming von Einzelpersonen für dies und das, sondern mit Anerkennung jedes einzelnen Fortschritts. Denn zusammen sind wir viele und können vieles (auch mit kleinen unaufgeregten persönlichen Schritten) bewirken.

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Kommentare: 1
  • #1

    Ian Steinhäuser (Donnerstag, 09 Januar 2020 15:50)

    ...bin nicht nach Hong Kong geflogen und fühle mich richtig gut dabei.
    Alle! Kunden die ich dort getroffen hätte sehe ich in Nürnberg.
    ...und meine Töchter finden das richtig gut.