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Peter Hollo: Good Morning Nürnberg!

Überall auf der Welt und fast in jeder Kultur gibt es Legenden von schlafenden Riesen und davon was passiert wenn diese schlafenden Riesen eines Tages erwachen. Dann nämlich stehen sie auf um Rache zu nehmen, um für die Geknechteten einzustehen oder um ihr Volk in eine bessere Zukunft zu führen. Beim schlafenden Riesen in Nürnberg scheint wohl eher letzteres der Fall zu sein ...so hoffe ich wenigstens.

 

Man ist aufgewacht bei der Spielwarenmesse ...und das ist gut so. Man hatte fast den Eindruck dieser Riese hätte sich die letzten Monate in einer Schockstarre oder einer Art Trance befunden. Gut, die Absage der Messe im Januar/Februar war alternativlos und allzu richtig. Was aber immer mehr verwunderte war, dass die Nürnberger das klaffende Loch übersahen, welches sie damit zurückgelassen hatten. Ein Riss in unserem Branchenzyklus, ein Vakuum, welches andere geradezu einlud es (sicher nicht ohne finanzielle Interessen und Eigennutz) zu füllen. Wenn der mächtige Leuchtturm plötzlich aus und das Lagerfeuer um das wir uns Jahr für Jahr versammeln erloschen ist, dann sorgt das für Verwirrung und Orientierungslosigkeit ...und Begehrlichkeiten.

 

Mit "BrandNew", der digitalen Produktvorschau 2021 hat der schlafende Riese sich wieder aufgerappelt und das Heft des Handelns wieder dahin genommen, wo es hingehört. In seine Hände. Und dafür können wir ihm/ihr nicht genug Respekt zollen. Dass wir mal den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen haben, dass ist uns allen schon passiert. Wenn man dann reflektiert genug ist das zu sehen und einzusehen und proaktive Maßnahmen davon ableitet, dann ist das nichts anderes als ein Zeichen von Professionalität und Reife.

 

Ein guter und wichtiger Schritt für die Spielwarenbranche. In vielerlei Hinsicht. Denn wer einmal im Handel war, der weiß, wenn Kundenströme einmal umgeleitet wurden, dann kommen sie so einfach nicht mehr zurück. Die Spielwarenmesse im Januar/Februar ist der gelernte Branchentreffpunkt einer gar nicht so großen Branche ...auch wenn wir uns alle als größer empfinden. Es zuzulassen, dass diese Messe aufgespalten wird, weil andere Anbieter das übernehmen, entweder aktiv oder durch bloßes Unterlassen, hätte uns allen in der Branche nicht geholfen.

 

Und dieser Schritt wird der Spielwarenmesse helfen zu verstehen, dass es zukünftig das "alte Modell" nicht mehr geben wird. Die Zeit läuft immer nur vorwärts, eine Rückkehr in die gute alte Zeit vor Corona gibt es nicht. Corona hat vielleicht genauso viel getan für die digitale Disruption, quasi als Abfallprodukt, wie der zweite Weltkrieg für die Emanzipation der Frauen. Rein physische Messen wird es ab sofort nicht mehr geben. Alle werden ab sofort immer und ausnahmslos eine digitale Komponente haben (müssen). Denn das werden sowohl Besucher*innen als auch Aussteller*innen zukünftig erwarten.

 

Gut, und das sage ich ehrlich und vollkommen frei jeder Ironie, dass die Spielwarenmesse diese Herausforderung jetzt angenommen hat und aktiv handelt. Und es ist kein Geheimnis, ich habe eine romantische Beziehung zur Spielwarenmesse, vielleicht nicht zu jeder Person im Einzelnen, aber zu meinem persönlichen Branchen-Lagerfeuer ganz bestimmt. Well done!

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