Fangen wir mal mit etwas Positivem an. Nach Jahrzehnten, in denen das Thema Nachhaltigkeit und der Schutz natürlicher Ressourcen nicht viel mehr waren als Greenwashing, ein Marketingtrick, um Konsumenten von den eigenen größeren und kleineren Verfehlungen abzulenken, ist nun eine neue Generation von Unternehmenslenkern angetreten, die diese Gedanken wirklich ernst nehmen. Sie haben verstanden, dass es sich dabei mehr um eine Verpflichtung als um eine Wahl handelt und machen sich auf die Situation mit großer Ernsthaftigkeit zu verbessern.
Aber wie kann das gehen in einem Wirtschaftssystem, dass von einem niemals endenden Strom an neu produzierten Produkten und Dienstleistungen lebt? Ist nicht das System selbst das Problem, weil es sich alleine auf Produktivität und Wachstum fokussiert? Wenn wir nicht zurück wollen in unsere Höhlen und als Sammler und Jäger unser Dasein fristen wollen, dann müssen wir erkennen, wir verbrauchen Ressourcen und produzieren Müll. In der jetzigen Konstellation in einem sehr ungesunden Verhältnis. Ein Zurück zum einfachen Leben in der Natur, auch wenn das ein schöner und vielleicht vollkommen romantisiert vernebelter Traum ist, gibt es einfach nicht. Alleine das Wachstum der Weltbevölkerung der letzten Jahrzehnte ließe das gar nicht zu. Was uns also übrig bleibt ist Konsumverzicht oder zumindest die Einschränkung des Konsums, indem wir unser Verhalten ändern und indem wir neuen Technologien dazu einsetzen und unseren Müll zu reduzieren, indem wir alte Kulturtechniken wieder reaktivieren. Repair, reuse und recycle sind keineswegs Erfindungen des 21. Jahrhunderts, sondern waren Usus noch in unserer Großelterngeneration. Denken Sie nur an Ihre Oma, die mühevoll Socken stopfte oder an Schuhe, die man zum Schuster brachte, anstatt sie wegzuwerfen und neue zu kaufen.
Und wir müssen vielleicht auch akzeptieren, und das tut jetzt sehr weh, dass alle Ideologien, die Konsumverzicht alleine für die Lösung halten, vielleicht nichts anderes sind als Rich Kids Ideologien der besonders Privilegierten. Wer in hoch entwickelten Industriegesellschaften lebt und alles im Überfluss hat, der kann leicht von Verzicht reden, wenn der überwiegende Teil der Weltbevölkerung von allem viel zu wenig hat. Selbst an Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser. Hier ist kein Spielraum für Verzicht, sondern ein ungeheures Potenzial für weiteren Konsum. Wir blenden das nur gerne aus.
Das Ganze ist eine wirkliche Herausforderung für jede Branche, die kalkuliert Müll produziert. Die unsere und jede andere aus dem FMCG Non-Food Sektor. Plastik aus den Verpackungen zu verbannen oder deren Anteil an den Verpackungen zu reduzieren kann nur ein erster zwar lobenswerter, aber kleiner Schritt, sein wenn wir doch annehmen müssen, dass unser Produkt nach einer gewissen Gebrauchsdauer unweigerlich zu Müll wird. Wer vor diesem einfachen Zusammenhang die Augen verschließt und nicht an nachhaltigen Lösungen für die Zukunft arbeitet, der sollte vorsichtig sein, wenn er/sie das Wort Nachhaltigkeit in den Mund nimmt. Ich weiß, das zu hören fällt sehr schwer. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, unsere Zukunft und die der Spielwarenbranche aber schon. Und dafür gibt es derzeit eine ganze Reihe von guten Beispielen, die genau diesen Weg für sich angenommen haben.
Wenn es uns Ernst ist mit der Nachhaltigkeit, dann müssen wir die Produktion und die Produkte selbst überdenken. Das beginnt damit wie wir die Arbeiter*innen in den produzierenden Ländern behandeln und bezahlen, wie und wo wir zukünftig produzieren, um lange umweltschädliche energie-intensive Transportwege zu vermeiden oder mehr recycelte oder biologisch abbaubare Materialien für unsere Produkte zu verwenden. Darüber nachzudenken, welche Dienstreisen nötig sind oder nicht oder ob wir weiterhin die gewohnten Firmen- und Bürogebäude brauchen, wenn doch auch viele von zuhause arbeiten könnten.
Was ich damit sagen will ist einfach. Nachhaltiges Verhalten ist keine werbewirksame Einzelmaßnahme, sondern ein kompliziertes Gewebe von weit verzweigten Verflechtungen, die sich alle immer wieder gegenseitig beeinflussen. Sich nur einen Einzelaspekt heraus zu picken ist nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver, wissentlich oder unwissentlich.
Ein glückliches Schicksal schickt uns in dieser Situation den Retter, das Internet. Wir können von zuhause arbeiten oder unsere Dienstreisen reduzieren, ans E-Meeting haben wir uns gewöhnt. Wir kaufen und verkaufen, wir spielen und kommunizieren, wir bewerten Produkte und holen uns Wissen ins Haus …alles ohne unsere eigene Wohlfühloase zu verlassen. Solange wir das online tun haben wir das gute Gefühl nachhaltig zu handeln und die Ressourcen unserer Welt zu schonen.
Spoiler Alarm! Das Internet ist ein energiefressendes Ungetüm. All die Duckfaces, all die niedlichen Katzenbilder und all die vielen Essensbilder ernähren sich von Energie. Elektrischer Energie, die irgendwo mal umweltfreundlicher oder auch mal weniger erzeugt werden muss. Wer also glaubt Online-Gaming und Online-Öko-Aktivismus retten den Planeten, der/die liegt falsch. Damit bist Du nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
Wenn man mal ein wenig im Netz recherchiert, ja ich bin Heavy-User und auch ein Teil des Problems, dann findet man folgende, je nach Quelle variierende Zahlen: Allein die für das Internet notwendigen Rechenzentren verbrauchen pro Jahr zwischen 160 und 180 Milliarden Kilowatt Strom – Verbräuche bei den Usern kommen da noch on Top. Damit ist das Netz verantwortlich für 2-4 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, mit wachsender Tendenz. Experten schätzen, dass diese Emissionen bereits 2030 schon etwa 8 Prozent erreicht haben werden. Ein Worst Case Szenario redet gar von 23 Prozent.
Was meine ich damit? Wir bekommen nichts umsonst. Wir leben in einem geschlossenen System, da gibt es sowas wie Creatio ex nihil einfach nicht. Alles was wir tun oder unterlassen hat Konsequenzen …und wir haben keine zweite Welt in der Hinterhand. Fangen wir also mal besser an uns Gedanken zu machen!
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