Schneider, Schmider, die Regenmacher bei Wirecard ...und jetzt vielleicht Benko? Wir wissen es nicht. Kann es sein, dass wieder einmal ein Wunderknabe das System kreativ genutzt hat? Ob es mit rechten Dingen zuging oder nicht, ob es sich um Insolvenzverschleppung handelt oder nicht, das werden und müssen die Gerichte entscheiden. Dem interessierten Laien fehlt da einfach der Einblick. Und vielleicht auch dem gut ausgebildeten Fachpersonal. Denn das Gewirr aus, man sagt 1.000(!), Unterfirmen der Signa-Gruppe, mit all ihren Verflechtungen und ihren unübersichtlichen Beteiligungen und Finanzströmen wird nicht leicht zu entwirren sein. Das kann und wird viele Jahre dauern. Soviel sei aber schon gesagt, um Herrn Benko werden wir uns keine Sorgen machen müssen. Wir werden ihn wohl kaum in der Fußgängerzone beim schnorren treffen. Denn er wird als Milliardär aus dieser Sache herausgehen. Schön, dass das System funktioniert!
Heute hat die Signa-Tochter SportScheck Insolvenz angemeldet. 34 Filialen und rund 350 Millionen Euro Jahresumsatz und jetzt ist man zahlungsunfähig.
Der bange Blick unserer Branche geht nun in Richtung Galeria, auch wenn man den Spielwarenbereich schon seit langem bereits heruntergewirtschaftet hat. Denn die Weisheit, dass tot geglaubte länger leben, das wollen wir nicht mehr so recht glauben. Es dürfte schon an ein Wunder grenzen, wenn Galeria das Weihnachtsgeschäft um mehr als 6 Monate überleben würde. Ja, genau Galeria, das Unternehmen in das wir unsere hart erarbeiteten Steuermillionen gesteckt haben. Es hilft eben nichts ein totes Pferd anzutreiben. Hätte man das Geld angezündet, es hätte wenigstens für ein wärmendes Feuer gereicht. Denn gerettet hat man damit nichts. Man hat den Patienten nur etwas länger dahinsiechen lassen. Schön wenn dann noch Zeit bleibt ein paar wertvolle Organe zu entnehmen. Haben die Mitarbeitenden davon profitiert? Ja, ich will nicht ungerecht sein, eine gewisse Zeit. Aber irgendwann ist auch mal Schluss mit dem Traum von der Wunderheilung. Und, das Geld, unsere Steuermillionen sind zu einem nicht unerheblichen Teil, so wird behauptet, in Signa-Kassen geflossen. Wir erinnern uns, das Geld ist nicht weg. Es ist jetzt einfach woanders. Spannend auch, dass man die Mieten für die Galeria-Häuser in schwindelnde Höhen getrieben haben soll. Unbezahlbar für ein Warenhaus, aber ein buchhalterischer Segen, was den Wert der Immobilien auf dem Papier angeht. Und für teure Immobilien kriegt man neue teure Kredite.
Der Staat hat´s gegeben, einer hat´s genommen und die Banken haben gierig Kredite hinterhergeschossen. Zurück bleibt einer, der sehr reich bleiben wird ...und ein Heer der Verlierer*innen. Die Mitarbeitenden von SportScheck und wahrscheinlich die von Galeria und wer weiß von wem sonst noch. Deren Zulieferer und Servicepartner. Und mit der Insolvenz der Signa Real Estate Management Germany GmbH unzählige Baufirmen, Handwerker und Mittelständler, die nicht nur nicht bezahlt werden, sondern auf ihren Schulden sitzenbleiben. Für die deutschen Innenstädte gleicht das einem Bombenabwurf. Wobei wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal sagen können, wie groß die Bombe am Ende sein wird.
Man könnte verzweifeln, denn immer und immer wiederholt sich das gleiche Spiel. Lassen wir doch die genannten Protagonisten mal raus und fragen uns warum es die immer gleichen Soziopathen sind, denen unser System auf den Leim geht. Lernt denn da niemand etwas daraus? Und kommen wir wieder zur Signa-Gruppe zurück: Vor 6 Jahren ist Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bei Signa als Investor ausgestiegen, weil nach eigenem Bekunden "die Zahlen irgendwie nicht plausibel und erklärbar waren". Wenn also jemand sagt, das kam ganz plötzlich, die Warnungen waren deutlich zu sehen. Gestört hat´s offenbar keinen und heute schuldet die Signa-Holding ihren Gläubigern eine Summe von 5(!) Milliarden(!) Euro.
Und wir werden uns, zumindest bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird, fragen wann aus sozialer Marktwirtschaft antisoziale Marktwirtschaft geworden ist. Wann wir als Gesellschaft falsch abgebogen sind, dass wir so etwas ermöglichen. Und wenn sich dann wieder alles beruhigt hat, dann wird der nächste Blender und Wonderboy Milliarden versenkt (nicht versenkt, das Geld ist ja woanders) haben und uns von seiner Yacht aus mit einem Gläschen Champagner zuprosten und in den Sonnenuntergang fahren. Und im Schatten stehen werden wieder alle, die Job, Existenz und Hab und Gut verloren haben. Aber die sehen wir ja nicht. Und der Staat wird sie mit Transferleistungen auffangen müssen. Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, das ist schon ne feine Sache.
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