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"Wir sind überzeugt vom Brick and Mortar-Prinzip". Interview mit Michael Edl, ROFU Managing Director Purchasing & Marketing

ROFU Kinderland ist eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Spielwarenmarkt. Dort wo andere die Segel schon längst gestrichen haben, da geben die Pfälzer Gas! Mehr als 100 Filialen hat das Unternehmen inzwischen eröffnet und scheint in seinem Expansionsdrang kaum zu bremsen. ROFU ist dort erfolgreich, wo man Erfolg zunächst einmal nicht verorten würde, im stationären Spielwarenhandel. Wir haben mit Managing Director Purchasing & Marketing Michael Edl gesprochen, ohne den die Erfolge und die Transformation des Unternehmens während der letzten Jahre kaum denkbar gewesen wären.

 

Peter Hollo: Herr Edl, über was haben Sie sich in Ihrem Unternehmen zuletzt so richtig gefreut? 

Michael Edl: In wirtschaftlich angespannten Zeiten freue ich mich im Grunde tagtäglich über den fantastischen Zusammenhalt und die positive Grundstimmung in unserem Unternehmen. Schwierige Zeiten erfordern kreative Lösungsansätze und mutige Entscheidungen. 

Unser stetiges Ziel ist es, unseren Kunden ein gutes Einkaufserlebnis zu verschaffen und die richtigen Produkte für unsere Zielgruppe im Sortiment zu listen. Erst kürzlich hatte ich die Gelegenheit mit einem Kunden in einer Filiale zu sprechen und ein positives Feedback aus erster Hand zu erhalten. Das zaubert natürlich ein Lächeln auf unsere Gesichter und freut uns. Wenn wir dann auch noch andere an unserem Erfolg teilhaben lassen und helfen können, freut mich das natürlich umso mehr: Wir haben jüngst einen recht beachtlichen Spendenscheck an Peter Maffay und seine Stiftung übergeben, den wir im vergangenen Jahr aus den Verkäufen der Tabaluga-Produkte bei ROFU im stationären Handel und online haben generieren können.  

 

PH: Wie erklären Sie sich den Erfolg von ROFU, in Zeiten, in denen der stationäre Einzelhandel mit Spielwaren doch sehr zu kämpfen hat. Was ist Ihr Geheimnis? 

ME: Ich würde sagen, das Geheimnis unseres Erfolgs liegt primär in der Kundenkonzentriertheit: Wir sind überzeugt vom Brick and Mortar-Prinzip, also davon, dass ein zufriedener Kunde im Einzelhandel kauft, weil er das Sortiment mag, unsere Beratung liebt und Vertrauen in uns als Fachhändler hat. Wir stellen unseren Kunden und sein positives Einkaufserlebnis in den Fokus. Wir legen großen Wert auf hervorragend geschultes, freundliches Personal, ein breitgefächertes, zielgruppenoptimiertes Angebot und kreative Warenplatzierung. Der Kunde kommt gerne zu ROFU, fühlt sich willkommen und wird optimal beraten.

 

PH: Über Erfolge redet jeder gerne, aber mal Hand auf´s Herz, was ist für ROFU in den letzten Monaten nicht so gelaufen, wie erhofft? 

ME: Nobody is perfect. Natürlich knirscht und knarrt es gelegentlich auch bei uns - wie jeder andere stehen auch wir vor Herausforderungen, seien es Energiepreise, Material und Beschaffung etc. Und es gibt doch immer Potenzial und Luft nach oben. Wir haben viel erreicht, ja, aber wir dürfen und wollen uns auf unseren Lorbeeren keinesfalls ausruhen. 

 

PH: Sie machen das ja auch schon ganz schön lange. Wie hat sich die Spielware die letzten Jahre verändert? 

ME: Was früher vielleicht reine „Kinderthemen“ waren, spricht heute auch wieder Erwachsene an: Die „Kidults“ haben den Spaß am Spiel und Sammeln wieder entdeckt. Große Entertainment-Events, also Blockbuster wie „Barbie“ oder auch der Super Mario Film zeigen, dass vermeintliche Kids-only Themen durchaus salonfähig und vor allem auch massentauglich sind.

 

PH: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für den Spielwaren-Einzelhandel innerhalb der nächsten 5 Jahre und wie ist ROFU darauf vorbereitet? 

ME: Wenn wir eins in den letzten Jahren gelernt haben, dann, dass man nur noch schwer Prognosen über die Zukunft abgeben kann. Es ist klüger, in kurzfristigeren Szenarien zu denken als in 5-Jahresplänen. Die Energiekrise, globale Krisen, das Weltgeschehen – das alles betrifft und beeinflusst zwangsläufig auch die Spielwarenbranche. Wir versuchen, unser Business-Konzept flexibel und „playfull“ zu halten. So können wir auch schwierige Lagen schnell adaptieren und reagieren. Während der Corona Pandemie mussten wir zwangsläufig Filialen schließen – heute können wir dafür wieder neue Standorte eröffnen.

 

PH: Deutschland wird derzeit mit von Endkonsument*innen direkt bestellten (mitunter fragwürdigen) Produkten aus Asien geflutet. Was läuft hier falsch? 

ME: Meiner Meinung nach sind die deutschen und europäischen Subventionen Chinas fragwürdig. Asien zeigt mit der Überflutung des deutschen Marktes durch oft qualitativ fragwürdige Produkte kein nachhaltiges Modell – verhält sich disruptiv und tritt aggressiv auf. Asiatische Anbieter wie SHEIN und TEMU sind eine große, ernstzunehmende Konkurrenz, vor allem im Online-Bereich. Ich denke allerdings, dass sich Ehrlichkeit und Qualität auf lange Sicht einfach doch durchsetzen werden -  Kundenzufriedenheit ist Trumpf, und die kann man mit minderwertiger Ware einfach nicht gewinnen. 

 

PH: Selbstverständlich kann es derzeit kein Interview ohne eine Frage nach dem Lieferkettengesetz geben. Wie ist Ihre Position dazu? 

ME: Das Lieferkettengesetz ist natürlich, wie für viele deutsche Unternehmen, ein wichtiges Thema für uns! Wir halten es für unbedingt notwendig, die Arbeitsbedingungen weltweit auf den Prüfstand zu setzen. Allerdings sind die Gesetze und die daraus resultierende Verantwortung sowie erforderliche Mehrleistung wirklich heftig. Und solange für den asiatischen Markt, also asiatische Anbieter, nicht dieselben Bedingungen gelten, wird das auch noch lange ein sehr schwieriges Thema bleiben und kann für Wettbewerbsnachteile sorgen.

 

PH: Vielen Dank Herr Edl für diese ausführlichen Einblicke. Sie kommen hier allerdings nicht weg, ohne eine letzte persönliche Frage: Mit welchem Spielzeug hat denn der kleine Michael am liebsten gespielt? 

ME: Die Frage sollte eher lauten: Womit hat der große Michael zuletzt gespielt! Denn mein Beruf verlangt ja quasi, dass ich die neuesten Spiele- und Spielzeugtrends kenne und immer darüber informiert bin. Wenn es meine Zeit erlaubt, bummle ich durch eine unserer Filialen und lasse mich von den Neuheiten faszinieren und probiere vieles aus. Wenn ich dabei mit Kunden oder Mitarbeitern in angeregter Unterhaltung fachsimpeln kann, freut mich das umso mehr.

 

Lieber Herr Edl, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.

Herzlichen Dank Herr Hollo, immer gerne!

Ph/ROFU Kinderland 

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